Die Digitalisierung, v.a. Künstliche Intelligenz, Big Data und Internet der Dinge, verändert die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt gerade grundlegend. Das Wettrennen um die Poleposition –  eine Art kalter Krieg der Technologien – liefern sich im Moment die USA und China. Die US-Giganten Amazon, Apple, Google, Facebook und Microsoft dominieren längst nicht mehr allein den Markt. Die chinesischen Pendants Alibaba, Baidu und Tencent haben sich inzwischen zu ebenbürtigen Wettbewerbern etabliert und scheinen die ‚Old Economy‘ weit hinter sich zu lassen.

Welchen Rang und welche Bedeutung wird Europa künftig einnehmen, welche Rolle die deutsche Wirtschaft spielen? In seiner Ankündigung zur Industriestrategie 2030 äußerte sich der Minister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, besorgt und stellte fest: "Wer die Technologien verpennt, wird eines Tages die verlängerte Werkbank von anderen sein." Er sieht v.a. die Unternehmen in der Pflicht, den Anschluss an die Digitalisierung nicht zu verschlafen und kündigte Förderungen seitens des Staates an. Und doch: im Vergleich zu den USA liegt Deutschland weit zurück, wenn es sowohl um öffentliche Gelder als auch um firmeneigene Finanzierung zur Förderung von Innovation und den Einsatz neuer Technologien geht.

Gleiches zeichnet sich auch im Bereich Bildung und Wissenschaft ab. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston verfügt über einen Etat von einer Milliarde US-Dollar, die Stadt Shanghai über 15 Milliarden US-Dollar, die Bundesrepublik investiert insgesamt drei Milliarden Euro für Innovation und Digitalisierung, ein Teil davon fließt auch in Bildungsprojekte.

Dabei spielen Universitäten und Hochschulen, insbesondere aber Business Schools, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit eine entscheidende Rolle beim Thema Digitalisierung. Es geht darum, Studierende zu unterstützen, neue innovative Ansätze und Geschäftsmodelle zu entwickeln und im späteren Job auch die damit verbundene Transformation umsetzen zu können. Nach meinem Verständnis sollte dabei auch potenzielles Scheitern nicht als negativ bewertet, sondern als ein Schritt in Richtung Erfolg angesehen und gelehrt werden.

Wie können nun Universitäten und Hochschulen im Allgemeinen sowie Business Schools im Besonderen ihre Studierenden auf die Herausforderungen vorbereiten, die mit den neuen Technologien und Innovationen verbunden sind?

Grundvoraussetzung ist, die Digitalisierung vollständig in die Studiengänge zu integrieren. Jeder Studierende sollte künftig ein grundlegendes Verständnis der neuen Technologien haben und ein klares Bild von den zukünftigen Herausforderungen und Chancen entwickeln, die die Digitalisierung mit sich bringt. Ihr Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, aber auch Geopolitik sollte in den Seminarräumen der Universitäten diskutiert werden. Fähigkeiten wie Programmieren, die kritische Auseinandersetzung mit Datenmanipulation, die Frage, wie verlässlich Informationen sind und ähnliche Themen sollten in jedem Studienplan vorkommen.

Auch wird ein starker inter- und multidisziplinärer Fokus immer wichtiger. Konkret bedeutet das, dass Studierende mit einer Vielzahl von verschiedenen Themen und Disziplinen vertraut gemacht werden. Sie müssen in der Lage sein, sich selbstständig in immer wieder neue Kontexte einzuarbeiten, diese ggf. grundlegend zu analysieren und zu verstehen. Vor dem Hintergrund, dass sich berufliche Aufgaben und Anforderungen ständig ändern und rasant weiterentwickeln werden, wird der lebenslange Lernprozess mehr denn je zur Normalität. Das erfordert wiederum ein neues Verständnis von Lehre und Ausbildung. Anstatt Inhalte nur als reines Wissen vermittelt zu bekommen und auswendig zu lernen, müssen Studierende darin geschult werden, relevante Themen auch eigenständig erarbeiten zu können. Darüber hinaus müssen Studierende befähigt werden, offen und flexibel mit Veränderungen umzugehen und diese aktiv, antizipierend zu gestalten.

Des Weiteren ist zu beachten: Wer Zugriff auf den größten Datenpool hat, ist im Rennen bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz klar im Vorteil. Die strengen Datenschutzbestimmungen in Europa sind, im Vergleich zu China oder den USA, hierbei eher ein Hindernis. Es kann nicht darum gehen diesen, zu Recht strikteren, Datenschutz in Europa aufzuheben. Vielmehr müssen Studierende und damit zukünftige Entscheidungsträger, in der Lage sein, intelligente Lösungen zu finden, damit europäische Unternehmen im globalen Kontext weiterhin wettbewerbsfähig bleiben.

Und nicht zuletzt ist es ein absolutes Muss, ein Bewusstsein für die größeren gesellschaftlichen Auswirkungen und Zusammenhänge der Digitalisierung zu schaffen. Etliche Arbeitsplätze werden durch Automatisierung und Robotik ersetzt werden. Dies wird zweifellos mit enormen Herausforderungen für die Arbeitswelt und die zukünftige Gesellschaft verbunden sein. Studierende müssen sich dieser Veränderungen bewusst sein und dazu ermutigt und aufgefordert werden, zu einer nachhaltigen und gerechten Welt, in der jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat, beizutragen und diese positiv gestalten zu wollen.

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